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"Liebe ADHS Nur-Hausfrauen"
Am besten kleine Hunde und Katzen. Im Plural. Und nacheinander. Lass dir Katzen zulaufen. Borge dir den kleinen Hund aus der Nachbarschaft und gib ihn nicht mehr zurück. Egal – Hauptsache, mehrere Katzen und Hunde, vielleicht auch einen Nymphensittich namens Fritzi.
Übernimm, weil sie bei ihm eingehen würden, von deinem angeheirateten Sohn die zwei Bartagamen, baue ihnen mit deinem Mann ein wunderhübsches Terrarium und beschäftige dich mit Füttern, Dressieren, Saubermachen und dem Verscheuchen der Katzen vom Dach des Terrariums.
Du musst nur lange genug deinen Charme spielen lassen und glaubhaft versichern, dass sich dein ADHS-Zustand mit jedem weiteren Tierchen immer weiter verbessern würde.
Das stimmt nicht.
Aber dann hast du wenigstens Ausreden, wenn der Göttergatte abends heimkommt, für die vielen nicht herzeigbaren Arbeitsergebnisse des Tages, die dich so kaputtmachen, als ob du mindestens zwei Marathonläufe absolviert hättest.
Zum Beispiel könntest du ihm dann erzählen, dass mehrere solcher Tierchen anstrengender seien als eine ganze Kindergartengruppe.
Das wiederum stimmt.
Lucy ist unsere Hauskatze, also die Stammkatze der Familie. Kira ist unsere ebensolche Toy-Pudelin, die von Lucy großgezogen wurde. Fritzi frisst gemeinsam mit ihnen gerne Spaghetti pur. Soweit, so langweilig.
Vor einigen Monaten kam Katze Minka dazu. Sie ist ein Jahr älter als Lucy, aber Einzelkatze gewesen – ausgesprochen schlechte Karten im Familienverbund.
Vor ein paar wenigen Monaten kam Jungkater Simon (bitte englisch aussprechen) hinzu.
Und jetzt halten mich die sieben den ganzen Tag auf Trab (Lucy, Kira, Fritzi, Minka, Simon und zwei Bartagamen).
Bist du mit einem Garten gesegnet (oder geschlagen), bleibt dir im Anschluss ans Füttern der lieben Kleinen, zumindest, die behaarten Tierchen alle zum Spielen vor die Tür zu jagen.
Du hast zwei Minuten Zeit zum Aufatmen und Rauchen einer halben Zigarette – wenn du Glück hast, – denn dann klingelt der Nachbar und teilt dir mit sorgenzerfurchter Miene mit, dass sich die Tierchen gerade gegenseitig zerfleischen.
Unangezogen wie du bist, ist dir das oberpeinlich, aber du verwickelst den Nachbarn in ein längeres Gespräch über den Familiensinn von Tieren und deren heilsame Wirkung auf die psychische Gesundheit, um darüber hinwegzutäuschen, dass du immer noch im Bademantel respektive Jogginganzug rumläufst.
Spätestens nach diesem Einblick deines Nachbarn in dein spirituelles Wesen und die Visitenkarte deiner Wohnung, den unaufgeräumten Flur, ist dein Ruf gänzlich ruiniert - solltest du überhaupt in der Nachbarschaft noch einen haben.
Dann kannst du allerdings völlig ungeniert mit der Aura einer Katzenlady weiterleben.
Dass es sich bei deinem Nachbarn erschwerend um jemanden handelt, der statt einer Wiese einen Rasen vor und hinter dem Haus hat, versteht sich von selbst.
PS: Inzwischen ist Fritzi in die Freiheit geflogen, pfeilschnell wie eine Taube, Minka hat ihr siebtes Leben gelebt und ist in den Katzenhimmel gekommen, Kira ist auch von uns gegangen, und die beiden Bartagamen fanden ein katzenfreies Zuhause auch nicht schlecht. Dafür kam Piet. Er ist der Sohn eines Labradors und einer Polnischen Hirtenhündin, also nur unwesentlich größer als ein Schoßhündchen, versteht sich gut mit Katze Lucy und Neuzugang Terrier-Mischling Lisa, weniger gut mit Kater Simon, der aber sowieso meistens auf Freiersfüßen ist und nur noch hin und wieder vorbeischaut.
Außerdem kamen ein paar Fische dazu für den selbst ausgebuddelten fünfzig bis sechzig Kubik fassenden Gartenteich und ein Seewasseraquarium.
Und morgen noch eine junge Katze.